Flüssigdünger aus Urin

Ob in der Trenntoilette oder separat gesammelt: Urin ist durch seine Inhaltsstoffe zu wertvoll, um ihn einfach im WC herunterzuspülen. Vorab: Wild in den Garten pinkeln ist keine Lösung.

Viele finden den Gedanken an eine Düngung mit Urin abstoßend oder ekelhaft. Warum eigentlich? Urin besteht überwiegend aus Harnstoff, und dieser wird auch in Kosmetikprodukten und Cremes verwendet. Dort heißt er dann Urea.

Urin enthält Kalium, Phosphor und vor allem Stickstoff und ist daher ein idealer Dünger, insbesondere für Starkzehrer. Er sollte allerdings nur verdünnt ausgebracht werden, je nach Nährstoffbedarf der Pflanzen wird 1 Liter Urin mit 10 bis 20 Litern Wasser gemischt. Dabei ist zu beachten, dass der Urin nur in den Boden eingebracht wird, und keine Pflanzenteile benetzt werden. Gedüngt wird alle 2 Wochen, 4 Wochen vor der Ernte sollte nicht mehr mit Urin gedüngt werden.

Theoretisch kann man auch frischen Urin verdünnt ausbringen, allerdings werden dadurch auch evtl. vorhandene Keime und Medikamerntenrückstände mit ausgebracht. Diese schädigen zwar die Pflanzen nicht, lagern sich aber in diesen ein und gelangen so in den Nahrungskreislauf. Zudem kann der Anteil an enthaltenen Nährstoffen auch im Tagesverlauf schwanken, daher ist es besser, ihn in größeren Behältern zu sammeln. Ich verwende dafür leere AdBlue-Kanister mit 10 Litern Fassungsvermögen. AdBlue besteht im übrigen auch zu ca. 32% aus Harnstoff.

Zur Hygienisierung sollte der Urin mind. 6 Monate gelagert werden. In dieser Zeit setzt ein Umwandlungsprozess ein, der den pH-Wert ins basische Milieu verschiebt. In diesem können evtl. vorhandene Keime nicht überleben. Um durch Ammoniakbildung die Erzeugung einer stinkenden Brühe zu vermeiden sollte gleichzeitig eine Fermentierung durchgeführt werden. Diese baut auch vorhandene Medikamentenrückstände ab. Dafür gibt man pro Liter Urin 30 g Zucker (oder Sirup) sowie 30 ml (etwa 2 Esslöffel) Effektive Mikroorganismen in den Kanister und füllt diesen nach und nach mit Urin auf. Nach jeder Zugabe den Kanister kräftig schwenken, und wenn er voll ist, 6 Monate stehen lassen. Da die Fermentierung unter Sauerstoffausschluss erfolgt sollte der Kanister möglichst weit gefüllt sein. Eine Nasenprobe verrät den Erfolg. Riecht es leicht säuerlich war die Fermentation erfolgreich, riecht es hingegen stark nach Ammoniak ist die Fermentation gescheitert.

Urin lässt sich natürlich auch direkt in den Komposter ausbringen, allerdings sollte dieser dann genug saugfähiges Material enthalten. Ggf. vermischt man ihn vorher einfach mit entsprechendem Material, z.B. Rindenmulch.